Die Allokation in den Depots deutscher Anleger weist nicht selten eine überraschende Struktur auf. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt häufig bei deutschen oder europäischen Aktien. Home Bias nennt man diese Neigung zu Aktien, derenNamen den Anlegern vertraut sind. Als Beimischung werden gern Investments in Emerging Markets gewählt. Diese Aktienbeimischungen vom ganz anderen Ende der Welt finden dagegen ihren Weg in die Portfolios aus Gründen, die auf den ersten Blick wichtig erscheinen: Wachstumshoffnungen. Eine junge Bevölkerung. Diversifikation.
Die Überraschung an dieser Auswahl ist nicht der Home Bias. Diese Heimatmarktneigung ist in allen Ländern zu finden. Das Erstaunliche ist der Sprung an das andere Ende der Investitionsskala, über die Mitte und das Zentrum der internationalen Kapitalanlagen hinweg: die USA. Die Spurensuche, warum das so sein könnte, ist geradezu notwendig, da das Thema maßgebliche Auswirkungen auf die Performance im Depot hat.
US-Aktien werden als teuer angesehen im Vergleich zu europäischen Aktien. Ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis gilt daher als unattraktiv. Diese Argumentation ist allerdings nicht neu. Sie wird nicht nur seit vielen Jahren, sie wird tatsächlich schon seit Jahrzehnten immer wieder neu geführt. Bisher hat dies aber nicht dazu beigetragen, dass sich an dieser Einschätzung etwas geändert hätte. US-Aktien sind konstant in dieser Pole-Position der ersten Liga des Weltaktienmarktes geblieben. Ist dies auf die Kapitalkraft der Wall Street zurückzuführen, auf die Macht der Fed oder des US-Dollar als Weltölwährung? Viele Thesen werden genannt, Untersuchungen und Studien geschrieben. Handelsbilanzdefizite und Schuldenstände werden als Gegenargumente für US-Investments ins Feld der Auseinandersetzung geführt. All dies ändert aber nichts an einer einfachen Tatsache: Mehr als 50 Prozent der Weltaktienkapitalisierung sind in den USA beheimatet. Die tatsächlichen Gründe dafür werden unter anderem in einem profitablen und damit stabileren Bankensystem und einer anderen Demografie als in Europa liegen, vielleicht auch in einer geringeren Anzahl von steuernden politischen Vorgaben.
Eine Begründung, warum ein maßgeblicher Anteil in jedem Portfolio vielleicht doch nicht bewusst in den USA allokiert werden sollte, könnte die Erfahrung mit der Corona-Krise frei Haus geliefert haben. Kaum ein Land wurde in diesem Jahr so heftig vom Virus erwischt wie die USA. Dafür gibt es tatsächlich Gründe und der Hauptgrund, der immer wieder angeführt wird, scheint eine geradezu willkommene Rechtfertigung dafür zu sein, sich seit nunmehr fast vier Jahren vom US-Markt ferngehalten zu haben. Allen vermeintlich guten Argumenten entgegen hat sich aber der US-Markt besser entwickelt als gedacht und vor allen Dingen auch besser als die Alternativen Europa und Emerging Markets.
Der Grund dafür ist in einer Weichenstellung zu finden, die bereits in der Clinton-Ära erfolgte. Die Stichwörter lauten: Internet, Digitalisierung und Medien sowie Marktmacht durch Größe. Während man in den USA bereits in der Anfangszeit des Internets Gesetze für das Wachstum in diesem Sektor anpasste, Haftungs- und Vergütungsgrundsätze aufhob und steuerliche Erleichterungen gewährte, hat Deutschland diesen Trend verpasst, wohl auch, weil man glaubte, mit Bertelsmann in diesem Sektor exzellent aufgestellt zu sein.
Zwei Jahrzehnte später sind die Unternehmen, die den Unterschied im Performancevergleich zwischen Europa/ Deutschland und den USA für sich entschieden haben, jenseits des Atlantiks zu finden und es sind nicht nur die Marktgiganten. In den USA gibt es eine wesentlich etabliertere Finanzierungskultur im Bereich des Wagniskapitals, sodass junge Unternehmen eine andere Grundlage haben, um neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel im Gesundheits- und Technologiesektor, zu erproben und später dann auch zu etablieren. Der Umgang mit Risiken wird in den USA anders gesehen als in Europa, wo wir ein ungleich größeres Sicherheitsbedürfnis haben – was mit Blick auf die Zukunft ganz andere Risiken mit sich bringt.
Wie nähert man sich nun diesem Markt, dem es Europäern schon seit Jahren offensichtlich schwerfällt, Sympathien entgegenzubringen? Ein probates Mittel gegen derlei Schwierigkeiten sind Daten und Fakten und da können die USA ohne Wenn und Aber auftrumpfen. Es gibt Rückrechnungen für den S&P-500-Index bis zum Jahr 1800 und der gesamte Wirtschaftsraum musste durch keine einzige Währungsreform gehen. Gute Datenbanken sind für überschaubare Kosten zugänglich und so ist es nicht weiter überraschend, dass Entwicklungsarbeiten für neue Strategien häufig auf der Grundlage von US-Daten erfolgen.
Auch die GROHMANN & WEINRAUTER Institutional Asset Management GmbH (G&W) hat sich bei der Zusammenarbeit mit Physikern und IT-Profis im hauseigenen Forschungsinstitut Absolute Investments Research Center (AIRC) zunächst auf dieses Daten-Eldorado konzentriert. Die Projektarbeit lief unter der Überschrift „Quantensprung“ und wurde von zwei Fragen geleitet: „Inwieweit ist es möglich, als prozyklischer Risikomanager auch in steigenden Aktienmärkten mithalten zu können?“ Und im zweiten Schritt: „Wie können die Risiken von Trendfolgestrategien in Seitwärtsbewegungen der Märkte diversifiziert werden?“ Der erste Fonds, in dessen Anlagekonzept praktikabel umsetzbare Antworten auf diese Fragen einflossen, wurde am 15. September 2014 aufgelegt. Er ist jetzt seit mehr als sechs Jahren am Markt und bildet damit einen soliden Referenzzeitraum mit realen Daten. In seinem Namen trägt der Fonds das Akronym AIRC des G&W-Forschungsinstituts und den programmatischen Namen „BEST OF U.S.“. Für einen Europafonds wäre man vielleicht anders an die Namensfindung herangegangen. Für ein US-Basisinvestment gehört es aber durchaus zum guten Ton, sich etwas zuzutrauen.
Wie in jedem anderen Markt stellt sich auch in den USA immer wieder neu die Grundsatzfrage, mit welchem Anteil das Portfolio am besten in Aktien und Anleihen investiert sein sollte. Bei steigenden Aktien sollte man mit möglichst vielen Aktien daran partizipieren, bei fallenden Aktien mit möglichst wenigen. Der Risikomanagement-Algorithmus der Fondsstrategie errechnet die situativ angemessenen Quoten auf der Grundlage von Kursänderungen der Anleihen und Aktien. Ein vollständiges Investment in Aktien oder Anleihen ist möglich. An den meisten Handelstagen wird sich die Aktienquote in einer Bandbreite zwischen 50 und 80 Prozent bewegen. Während des Corona- Crashs im Frühjahr 2020 hatte sich die strategische Aktienquote des AIRC BEST OF U.S. vollständig aus Aktien verabschiedet, lediglich einige taktische Seasonal-Investments waren mit circa zehn Prozent im Fondsportfolio verblieben.
Ebenso wichtig war es natürlich, dass der Fonds den steigenden Kursen sehr schnell wieder mit konsequent neu aufgebauten Beständen folgen konnte. Für Furore sorgten in dieser Aufwärtsphase der Märkte Aktien wie Tesla, Zoom und Nvidia, die im Nasdaq-100-Segment des Fonds von einem Chancenmanagement-Algorithmus identifiziert wurden und substanzielle Beiträge zur Fondsperformance lieferten. Über einen Anlagezeitraum von drei und fünf Jahren ist der AIRC BEST OF U.S. in beiden Anlageklassen von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichnet worden.
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